In
Geliebte erste Liebe vergleicht Zoé Valdes ihre frühe eigentümliche Liebe zu einem Mädchen mit der späteren regelgerechten zu ihrem Ehemann. Dieser späteren Normalität – mit heterosexueller Rollenverteilung und durchaus auch als Liebe erlebt – fehlt etwas, was die frühe wilde Begegnung – mit einem ausgestoßenen Mädchen, das körperlich etwas miß- und schulisch ungebildet ist – für sie hatte: Die Komplizenschaft.
Der Mann, an dem sie lange hing, der sie „liebt“ und sie ihn, wobei das Leben mit ihm sie langsam in die Dürre der Depression schickt, er ist kein Komplize, so wird ihr klar, als sie Orte und Träume der frühen Liebe wieder aufsucht. Die andere, das wilde, hellsichtige und außergewöhnliche Mädchen, das war inmitten des Begehrens auch eine Komplizin.
Als ich es las, war es erst nur ein plausibler Gedanke. Irgendwann nun zwischen Traum und Tag,
fühlte ich die Bedeutung. Denn die neuerliche Krise in der Beziehung, der meinen, die wie immer den Geschmack der Lebensorientierungskrise hat, schwemmte eben diese Vorstellung nach oben. Was ist das, wenn ich an ihm hänge und ihn bisweilen begehre, wenn er mir vertraut ist wie selten einer und doch so betonhaft unerreichbar ist bisweilen? Die Enttäuschung, die auf viel Nähe folgt, ist die der fehlenden Komplizenschaft. Der, der mein Inneres zu erreichen und mich körperlich und seelisch zu beeindrucken vermag, zeigt sich im übernächsten Moment, im Alltagshandeln, als ignorant und ausweichend. Und da wir auch im Alltag ständig aufeinander verwiesen sind, versuche ich das Unbegreifliche durch Wut und Tränen, durch Toben und Flehen herbei zu zwingen – bisweilen. Da ich kein Wort und keine Idee hatte, von dem, was da fehlt: Allein ich fand es „unmöglich“, dass er so ist: Zuverlässig nur im Bett und in der romantischen Illusion – nicht in der Praxis des sonstigen Lebens. Dass es ein Wort gibt und eine Vorstellung für das, was fehlt, tut mir gut.